Der Begriff kam in den fünfziger Jahren in Mode, auch international. Er bezeichnete ursprünglich alptraumhafte Situationen, in denen der Einzelne völlig willkürlichen, mit Vorliebe bürokratischen, jedoch nur scheinbar rationalen Prozeduren ausgeliefert ist, vor denen es kein Entkommen gibt. Vorbild war hier vor allem Kafkas Roman Der Process.
Ein Beispiel wäre etwa die Situation eines Einwanderers, der eine Aufenthaltsgenehmigung nur dann bekommt, wenn er ein festes Einkommen nachweisen kann, der jedoch keinen Arbeitsvertrag bekommt, so lange er keine Aufenthaltsgenehmigung vorlegt. Die Bestimmungen sind hier zwar eindeutig, sie greifen jedoch so ineinander, dass sie dem Betroffenen jede Handlungsoption durchkreuzen.
In späteren Jahren wurde der Begriff immer mehr verwässert und dann oft auch auf Situationen angewendet, die man ebenso gut als ›absurd‹ bezeichnen könnte. Die beiden Begriffe meinen jedoch nicht dasselbe, denn was absurd ist, ist darum noch keineswegs kafkaesk. Beispiel: es kann ›absurd hohe Preise‹ geben, jedoch keine ›kafkaesk hohen Preise‹.